Das Üxküll'sche Haus - ein barockes Adelspalais

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Das Stadtpalais hebt sich durch seine Stattlichkeit und das vergoldete schmiede­eiserne Ober­licht von den bescheidenen Nach­bar­häusern in der Zunft­straße ab. Das ursprünglich im Besitz der Freiherren von Wittersheim befind­liche An­wesen brannte 1689 bis auf die Grundmauern nieder, nur der Gewölbekeller hat sich erhalten.

Der Wiederaufbau wurde durch Johannes Nikolaus von Nidda betrieben. Sein Wappen mit der Jahreszahl 1700 ist als Kopie in der heutigen Durchfahrt ange­bracht. Der gelernte Metzger heiratete in die renommierte Gastwirtsfamilie der „Krone“ in Grötzingen ein. Der ausgesprochen geschäftstüchtige Mann kam durch nicht ganz einwandfreie Versorgungsgeschäfte für die Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg zu beträchtlichem Reichtum und erhielt sogar den Titel eines Hofmetzgers und Ökonomierates. Er besaß nachweislich auch in Durlach größere Vermögenswerte und es ist naheliegend, ihn als Bauherren des prächtigen Anwesens in der Zunftstraße anzusehen.

Schon bald ging jedoch der Besitz an die Familie des Freiherrn von Üxküll, der badischer Hofrat war und Erzieher der markgräflichen Prinzen. Erwähnenswert ist auch, dass hier im 19. Jahrhundert Alois A. M. Feininger wohnte; über ihn ist weniger bedeutend zu sagen, dass er in Durlach einen Porzellanladen betrieb, als vielmehr, dass er der Großvater des 1871 in New York geborenen Malers Lionel Feininger war.

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Das Anwesen in der Zunftstraße besteht aus dem traufeständigen Herrenhaus, dessen Glanzstück die alle drei Stockwerke miteinander verbindende hölzerne Spindeltreppe ist: die vertikale Achse bildet ein einziger, mit einem Handlauf ausgearbeiteten Baumstamm. Spindeltreppen sind an sich ein typischer Bauteil aus dem spät­mittelalterlichen Hausbau. Die Durlacher Spindeltreppen (siehe auch Amthausstraße 3 und Pfinztalstraße 21) datieren jedoch erst in das 18. Jahrhundert. Sie sind ein sehr schönes Beispiel dafür, wie in Durlach für die Wiederaufbauten nach dem Brand von 1689 auf ältere Stilelemente zurückgegriffen wurde.

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Über eine offene Galerie war das rückwärtige Gesindehaus mit dem Herrenhaus verbunden. Sein zweigeschossiger Dachstuhl besitzt Lüftungsgauben, so dass eine gute Trocknung möglich war. Auch im Herrenhaus deuten rundbogige Ladeluken auf die ehemalige Nutzung des Dachstuhles als Lagerraum hin. Den Abschluss des inneren Hofes bildet das ehemalige Scheunengebäude.

 

 

 

 

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Nachdem das Haus über viele Jahre leer stand und vom Verfall bedroht war, konnte es Anfang der 80er Jahre durch Privat­initiative gerettet werden. Die Instand­setzung mit dem Einbau von Wohnungen und Büros hat zum Erhalt eines für die Durlacher Geschichte sehr wichtigen Gebäude­ensembles geführt. Leider ist die prachtvolle barocke Ausstattung zum größten Teil verloren.

 

 

 

 

 

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