Die Spindeltreppe im Palais Üxküll

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Nach dem Pfälzer Erbfolgekrieg musste unter großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten die niedergebrannte Stadt Durlach wieder aufgebaut werden. Aus dieser Wiederaufbauzeit gibt es in Durlach einige hölzerne Spindeltreppen, die von einer ganz besonderer handwerklicher Fähigkeit und Kunstfertigkeit Zeugnis ablegen. Die größte dieser Spindeltreppen befindet sich im Palais Üxküll.

Das Element Treppe ist ein Bauglied, das über die Jahrhunderte hinweg als notwendiges Übel hin­genommen wurde. In der Form einer gewendelten Treppe nahm sie dabei den geringsten Platz ein und konnte so platzsparend in einem Turmbau oder auch innerhalb des Gebäudes untergebracht werden. Erst in der Renaissance und im Barock erfassten Architekten und Handwerker die Möglichkeit, die Treppen gerad­läufig oder geschwungen in mächtige Treppenhäuser zu stellen, um sie dort großartig zu architektonischer Wirkung zu bringen. Aber auch die räumlich bescheidene Wendeltreppe erfuhr in dieser Zeit eine beachtliche Entwick­lung, auf die das Beispiel im Palais Üxküll etwas Licht werfen soll.

Es gibt nur vereinzelte Beispiele hölzerner Wendel­treppen, bei denen die Spindel aus einem Stamm besteht, das Kernholz des Stammes völlig herausgearbeitet ist und das stehen gebliebene Holz der Treppenlinie folgend ein geschwungenes Band darstellt. Die Linienführung gleicht etwa einer ausgezogenen Spiralfeder und drückt damit besondere Eleganz aus. Schon der Laie kann sich vorstellen, welches Können zur Fertigung einer solchen Treppe gehört.

Im Palais Üxküll geht die 11 m lange Spindel durch drei Geschosse. Bautechnisch wurde also gleichsam das Haus um die Treppe herum gebaut. Diese Komplikation nahm der damalige Bauherr Johannes Nikolaus von Nidda offenbar gern in Kauf, wenn letztendlich damit die prachtvolle Treppe Zeugnis von seinem handwerklich - künstlerischem Sinn gab.

Die Form der Trittstufen ist bei allen Durlacher Spindeltreppen gleich. Die Vorderkante-Trittstufe verläuft nicht parallel zum Futterbrett (Setzstufe). Bei der konisch geformten Trittstufe vergrößert sich nach dem schmalen Ende der Trittstufen-Vorsprung. Der Übergang zu dem Stufenteil, der in die Spindel greift, ist im S-Profil angearbeitet. Die Trittstufe ist 6,6 cm tief in die Spindel eingelassen; das schmale Ende ist 5,2 cm breit und ist auf die Länge von 6,6 cm konisch geformt. Das in die Spindel führende Trittstufenende ist mit einem Holznagel abgenagelt. An der Vorderseite sind die Trittstufenkanten leicht abgerundet. Das breite Trittstufenende führt in eine Wange oder liegt in der Mauer auf.

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Weitere Informationen

Literatur: Richard Tietze, Aus der Blütezeit der Holztreppenbaukunst

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